Moorwälder Ibergeregg

Quelle Dokumentation der Stiftung Landschaftschutz Schweiz (SL)

"Was wären die Moore und Moorlandschaften im Kanton Schwyz ohne die Moorwälder?" schrieb der ehemalige Kreisförster Stefan Lienert 2007 und beantwortete die Frage gleich selber. "es würden wesentliche Elemente der Landschaft und der Vielfalt an Pflanzen und Tieren fehlen." Wer in diese Moorwälder eindringt, begibt sich auf eine Reise in nordisch anmutende Landschaften. Die stattlichen Bergföhren-, Rot- und Weisstannenbestände inmitten einer teils filigranen, teils dichten Krautschicht, an feuchtesten Stellen auch eingetaucht  in Hochstauden, deren tellergrosse Blätter bis zwei Meter hoch den Boden bedecken, sind nahezu undurchdringbar  und gleichsam empfindlich. Die Böden geben bei jedem Tritt nach und nach wenigen Metern fühlt man sich inmitten eines borealen Feuchtwaldes. Dies meine Erinnerungen an die erste Begegnung mit dem zauberhaften Gschwändwald 1993 (persönliche Anmerkung Raimund Rodewald).

Der Kanton Schwyz verfügt über sechs Moorlandschaften. Diese sind zwar seit 1983 bzw. seit dem Erlass der Moorlandschaftsverordnung im Jahr 1996 bundesrechtlich geschützt, erfordern aber dauerhafte, aktive Schutzbemühungen. Die Schwyzer Moorlandschaften bedecken fast 6 % der Kantonsfläche. Die Waldgebiete der Moorlandschaft Nr. 25 Ibergeregg bilden zusammen mit den mosaikartig dazwischenliegenden offenen Moorflächen eine eigentliche Moorwaldlandschaft.
Die Hauptwaldgebiete erstrecken sich vom Brünnelistock-Furggelenstock bis zum Gschwändstock und umfassen mit 625 ha rzbd 55 % der Fläche. Von den insgesamt fünf Waldgesellschaften, wlche zum Waldkomplex "Hochmoorrand montan" gehören, sind drei Nadelwaldtypen, darunter die seltenen Moorrand-Fichtenwälder und die Torfmoos-Bergföhrenwälder (Steiger 1994). Sie sind eng an das Torfmoos gebunden und können als eigentliche Moorwälder bezeichnet werden. Diese Waldgebiete fussen dank des flyschigen Untergrundes selber auf feuchtnassen Böden und können in ihrem Charakter mit borealen Feuchtwälder Skandinaviens oder Kanadas verglichen werden. Ihre Ausdehnung und Ausprägung im Gebiet Ibergeregg ist schweizweit herausragend. Die meisten dieser Waldgebiete sind heute durch Waldreservate vor einer rein wirtschaftlichen Holznutzung geschützt. Für die Aufrechterhaltung des wertvollen Mosaiks von offenen Flächen und geschlossenen Wäldern ist eine sorgfältige Bewirtschaftung sowohl des Waldes wie auch der Wiesen unabdingbar. Die Abfolge unbewirtschafteter, unerschlossener sowie sorgsam gepflegter Flächen begünstigt Lebensräume für eine hohe Artenvielfalt in den Moorwäldern:

Auer- und Birkhuhn, Kuckuck oder Ringeldrossel

sind geschützte und schützenswerte Arten, die landesweit unter Druck stehen. In der Moorlandschaft der Ibergeregg sind sie noch vorhanden. Gerade für dies selten gewordenen Vogelarten braucht es mehrere Hundert Hektaren grosse störungsfreie Flächen mit gut strukturierten  Wäldern (Glutz von Blotzheim 2007). Die urwaldartigen Moorwälder weisen dank ihres Mosaikreichtums von offenen, halboffenen und bewaldeten Flächen eine sehr hohe Artenvielfalt und eine hohe Biomasse auf. Für Remo Bianchi, Sachbearbeiter des ANJF, ist die Artenvielfalt mit Blick auf die Ergebnisse des Biodiversitäts-Monotorings Schweiz auch im europäischen Vergleich "extram hoch" (Einsiedler Anzeiger vom 20.102017, S. 19).

Seit Jahrhunderten befinden sich die Moorwälder der Ibergeregg im Besitz der Oberallmeindkorporation Schwyz (OAK), die im Jahr 1114 erstmals urkundlich erwähnt wurde und damit älter ist als die Eidgenossenschaft. Gestützt auf das "Konzept Waldreservate Kanton Schwyz" von 1999 (Kantonsforstamt 1999). und die kantonale Verordnung betreffend Nutzung und Schutz der Ibergeregg von 2008 sind zahlreiche Pflegemassnahmen in enger Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Wald und Streurieder der Oberallmeindkorporation  und den kantonalen Ämtern durchgeführt worden. In jüngster Zeit sind die schlecht erschlossenen und darum lange Zeit vernachlässigten Streurieder entbuscht und gemäht worden. Die Zeiten, als noch über Entwässerungen und grosse Erschliessungen nachgedacht wurde, liegen inzwischen weit zurück.